Dachstein 2.0

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Endlich sollte es wieder in die richtigen Berge gehen. Das Dachstein Dogtrekking war uns noch vom letzten Jahr in guter Erinnerung - Weitwandern vor der traumhaften Kulisse des Dachsteinmassivs, anspruchsvolle Boden- und launische Wetterverhältnisse.

Auch in diesem Jahr beschäftigte uns im Vorfeld vor allem die Frage nach den Temperaturen, die oben herrschen werden - Schlafsackwahl und so, denn frieren ist doof - zuviel schleppen allerdings auch. Durch die sozialen Netzwerke geisterten Angaben zwischen 0 und 4 °C und das bei einem Mix aus Regen und Schnee. Doch wir, die Sonnenkinder, waren ja unterwegs, also abwarten. Zumindest versprach es Abwechslung zum Vorjahr, als wir bei 30° über die Hochebene wanderten. Wir entschieden, dass der 3-Jahreszeiten-Allrounder zum Einsatz kommen sollte. Notfalls konnten wir ja in der Hütte schlafen...

Bei der Abfahrt dann das übliche Spiel. Um zehn war geplant, es wurde 25 Minuten später. Am Hermsdorfer Kreuz wollten wir uns dann mit Alex treffen, allerdings gabs dort mehr Rastplätze als angenommen. Eh wir und dann zusammengefunden, den ganzen Kram, uns und die Hunde umgeladen hatten und starten konnten, war es 11.45 Uhr. Platztechnisch war es diesmal recht entspannt da sowohl Maxl als auch Josch daheim bleiben mussten. Um München herum staute es sich dann etwas, doch bald kamen die ersten Berge in Sicht. Das ist immer wieder ein toller Moment - ein vorfreudiges Kribbeln breitet sich im ganzen Körper aus, das Dauergrinsen beginnt.

Tag 1: Aufstieg

18.30 Uhr erreichten wir schließlich den Parkplatz, suchten unser Zeug zusammen, begrüßten Markus, holten uns eine kurze Einweisung ab und starteten 18.45 Uhr auf die erste Etappe. Es war der selbe Auftakt wie im Vorjahr - etwa 9 Kilometer mit 1350 Höhenmetern bergan zum Wiesberghaus auf 1884m ü.NN., das erneut als Basecamp fungierte, waren zu bewältigen. In diesem Jahr schafften wir es sogar noch bei Tageslicht. Hier überholten wir die ersten Teams, einige bekannte und auch neue Gesichter. Im letzten Jahr hatten wir genau an diesem Aufstieg die Idee einen Blog zu schreiben. Hundwegsam wurde somit ein Jahr alt - um das zu feiern hatte ich extra eine Flasche Rotwein mit im Gepäck. 

Oben angekommen wurden wir herzlich von Udo begrüßt. Wir bezogen direkt wieder unseren angestammten Biwakplatz vor der Hütte und warfen uns in sämtliche Klamotten die wir dabei hatten: das mit den Temperaturen im unteren, einstelligen Bereich schien sich zu bewahrheiten. Noch im Aufbau stolperte eine Gestalt zwischen uns durch, die wir, da es doch schon recht finster war, erst nach einer Weile als Bernd identifizieren konnten. Auch hier ein großes Hallo auf beiden Seiten - Zeit für eine kleine hundwegsam-Geburtstagsparty. Es gibt einfach unbezahlbare Momente - mit tollen Menschen auf einer Isomatte sitzen, dabei Rotwein aus der Plasteflasche schlürfen, von Abenteuern erzählen und den Rest des Tages hinter den Bergen verschwinden sehen.

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Irgendwann trieb es uns dann aber doch in den warmen Gastraum der Hütte. Dort begrüßten wir noch einige andere Mitstreiter - doch der Großteil war schon im Bett  verschwunden. Ein Bier und einen Zirbenschnaps später war es dann auch für uns an der Zeit. Als wir die Hütte verließen erlebten wir die große Überraschung - es war warm geworden (und das lag nicht am Zirbenschnaps!) und trotzdem sternenklar. Die Milchstraße spannte sich über uns und wir machten innerlich drei Kreuze auf die Winterschlafsäcke verzichtet zu haben... 


Tag 2 - an dem wir auch endlich mal den Silberkarsee kennenlernen durften

Da es in den Hochlagen in den vorangegangenen Tagen stark geschneit hatte, fiel die ursprünglich angedachte Route über den Gletscher aus. Die Alternativroute, ähnelte der Strecke zum Vorjahr und der Silberkarsee, den wir beim letzten Mal aufgrund mangelhafter Orientierung im Gelände (wir erinnern uns: " Manchmal muss man eben erst in einen Weg hineinlaufen, bevor man weiß, dass es der Weg ist.") und dem aufziehenden Gewitter nicht zu Gesicht bekommen hatten, stand erneut auf dem Programm.

Nach einer kurzen Trekkerbesprechung ging es ab durch die Bärengasse auf den Trail, der wie ein Luftballon aufgebaut war. Es blieb uns überlassen die Schleife  mit oder gegen den Uhrzeigersinn zu laufen. Wir entschieden uns, zur Abwechslung zum Vorjahr rechts herum zu gehen - eine gute Entscheidung, wie sich noch herausstellen sollte.
Nach den ersten Kilometern und einem kurzen Pfotencheck, entschieden wir uns die Hunde direkt zu booten. Bei der Aktion überholte uns Bernd. Kurz nach dem Oberfeld verloren wir den Weg und mussten uns ein Stück durchs Gestrüpp schlagen. Bei dieser Aktion opferte Alex direkt mal seine Regenjacke und die Streckenkarte dem Berg - das bemerkten wir allerdings erst ein ganzes Stück später. Verluste gibt es immer. Anja hatte am Vorabend auch schon ihre Zahnbürste den Göttern dargebracht. Vielleicht hätten wir sonst schlechteres Wetter gehabt - wer weiß das schon...

Bald hatten wir jedoch den richtigen Weg wieder gefunden. Auf den Schneefeldern, die wir kreuzten, entdeckten wir Spuren: Fußabdrücke und ziemlich kleine Pfotenabdrücke daneben. Das ließ auf weitere Dogtrekker schließen, die in unsere Richtung gingen - entweder Bernd mit Kasimir (der zwar eigentlich in die andere Richtung gehen wollte aber bei ihm weiß man ja nie....) oder Tanja mit Bibi.

Kurz nach der Moderberghütte, an der uns im Vorjahr bewusst wurde, dass wir dem aufziehenden Gewitter nicht entkommen würden, begannen wir mit dem Abstieg zum Silberkarsee. Dort planten wir unsere erste Pause ein und es begann natürlich prompt zu regnen. Das machte die kleinen Kletterpassagen nicht unbedingt einfacher, doch unsere Hunde sind diesbezüglich ja gut geübt. Nur das Murmeltier, dass unseren Weg kreuzte brachte Boscaille kurzzeitig ziemlich aus der Fassung. Weiter unten am Berg sah man jetzt immermal die Regenjacken anderer Wanderer aufleuchten. Das Rätsel löste sich am See: wir begrüßten Christian, Holger und Verursacher der Fußtapsen: Tanja mit Bibi. Die vier befanden sich schon wieder im Aufbruch aber auch unsere Pause fiel regenbedingt recht kurz aus und bald hatten wir die anderen wieder ein- und überholt. 

Der Regen gönnte sich stattdessen eine Pause und wir konnten den traumhaften Steig Richtung Grafenbergalm in vollen Zügen genießen. An den Hängen kraxelten einige Gämse herum, was die Hunde ordentlich motivierte. Da kamen uns zwei bekannte Gesichter entgegen - Bernd mit Kasimir: "Was bin ich froh euch zu treffen, das heißt ich bin auf dem richtigen Weg!"  Die beiden hatten sich zwischenzeitlich nämlich noch einen zusätzlichen Gipfel angeschaut - was man nicht im Kopf oder viel mehr auf der Karte lesen kann, hat man eben in den Beinen... wir trennten uns wieder nach einem kurzen Plausch.

Lange blieben wir allerdings nicht zu dritt - Tanja holte auf und schloss sich uns an: eine willkommene Gesellschaft. An der Grafenbergalm angelangt, kamen uns noch die beiden letzten Teams des Dogtrekking Starterfelds entgegen. Sie wirkten noch motiviert, hatten allerdings grad eine Pause hinter sich gebracht und zogen direkt weiter. 
Wir beschlossen unsere Pause auch noch um drei Stündchen nach hinten zu verlegen und bis zur Gjaidalm weiterzumarschieren (der große Vorteil der Rechtsrum-Variante - eine Einkehrmöglichkeit kurz vorm Ziel und das Radler richtig verdient!) Es war ein stetiges auf und ab, selbst kleine Anstiege ließen uns ordentlich schnaufen - die Luft ist einfach dünner und das macht sich bemerkbar. Auch für die Hunde war es sehr anstrengend. Da der Weg für sie nur selten klar erkennbar war, mussten wir sie öfter korrigieren - das schlauchte auch sie. Boscaille beschloss daher irgendwann, dass sie hinter mir gehen mag, sobald kein Weg mehr erkennbar war. Kimba kompensierte die Anstrengung damit, sich bei jeder Gelegenheit durch Schneefelder zu kullern. 

Circa eine Wegstunde vor der Gjaidalm erreichten wir den Karstwanderweg, eine Wanderautobahn, verglichen mit den vorhergehenden Trails. Hier begann es richtig zu regnen und wir zogen das Tempo noch ein wenig an, jetzt war es auch für die Hunde wieder einfacher und uns trieb der Hunger und die Aussicht auf das Radler voran. Ziemlich durchweicht erreichten wir die Alm und setzten erstmal die Umgebung unseres Tischs unter Wasser. Die Hunde bekamen ihren wohlverdienten Snack und ruhten sich nach gut 9 Stunden nonstop laufen erstmal aus. Wir genossen unsere Getränke und die Wärme. Den erneuten Aufbruch trödelten wir ganz schön hinaus, es war warm, trocken und draußen regnete es immernoch Bindfäden. Andererseits waren es auch nur noch anderthalb Gehstunden zum Ziel und der Hunger trieb uns schließlich wieder hinaus (auf ein Essen in der Alm hatten nach Blick auf die Preise verzichtet). Also rein in die klammen Klamotten und weiter. Draußen noch schnell ein bisschen Brot und einen Müsliriegel für die Motivation und auf zur letzten Runde des Tages. Es war schon deutlich heller geworden und der Regen ließ kurz darauf auch nach - Sonnenkinder halt :-)

Der letzte Abschnitt führte erneut durch die Bärengasse, bekanntes Terrain also und war schnell absolviert. Zurück am Wiesberghaus trafen wir wieder auf Bernd, der nur kurze Zeit vor uns ins Ziel gekommen war - das war beim Zustand seiner Karte aber auch nicht weiter verwunderlich. Lustigerweise hatte er die Karte von Alex wiedergefunden und mitgebracht, die Regenjacke blieb allerdings verschwunden. Die Hunde fanden es überhaupt nicht witzig, dass wir uns im Ziel erstmal festquatschten. Emi und Bibi setzten sich demonstrativ auf die oberste Stufe vom Wiesberghaus - Bibi drehte uns den Rücken zu und Emi guckte wie nur Emi gucken kann.

Aber sie hatten ja recht: Wir hatten noch den ganzen Abend Zeit zum erzählen und die Hunde hatten sich ihren Feierabend, eine Portion Futter und ein trockenes Plätzchen mehr als verdient. Auf der unteren Ebene der Hütte war es allerdings schon recht voll. Kurzerhand verfrachteten wir die Hunde eine Etage höher ins Matratzenlager, dort hatten bisher nur Kasimir und Bernd Quartier bezogen - es war also noch ausreichend Platz. Das war perfekte Lösung um selber entspannt in die Gaststube zu gehen, etwas Warmes essen, ein Hefe trinken und mit den anderen Rückkehrern die Ereignisse des Tages zu besprechen. Dort hörten wir allerdings auch das es die Teams, die wir an der Grafenbergalm getroffen hatten, nicht geschafft hatten und sogar die Bergrettung eingeschaltet werden musste. Auch wenn die Tageskilometerzahlen nicht sonderlich hoch sind, das Gelände ist definitiv nicht zu unterschätzen! Doch im Nachhinein ist nichts Schlimmeres passiert und es gab Entwarnung.

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Tag 3 - Der Abstieg

... doch bevor es soweit war "durften" wir erst nochmal die Skipiste zum Krippstein rauf - dieses Vergnügen hatten wir schon im letzten Jahr gehabt. Allerdings am zweiten Tag ohne das volle Gepäck - dafür bei deutlich wärmeren Aussentemperaturen. Den Sonntag schloss sich Bernd direkt unserem Grüppchen an. In der Bärengasse begegneten wir diesmal dem ein oder anderen Alpensalamander, der auf dem Trail rumlungerte.

Vorbei an der Gjaidalm war der Fuß des Skihangs schnell erreicht. Einen Fuß vor den anderen setzen - irgendwann ist jeder Berg zu Ende. Für den Aufstieg zu den Five Fingers, einer Aussichtsplattform, ließen wir das Gepäck allerdings am Abzweig stehen und schwebten geradezu die letzten Meter nach oben. Extra für uns Sonnenkinder riss die Wolkendecke für ein paar Minuten auf und ermöglichte den Blick ins Tal: Gigantisch!

Anja war etwas grün um die Nase, da man durch den Gitterboden doch einen ziemlich direkten Blick in die Tiefe hatte. Schnell Fotos machen und schon zog es wieder zu. Zurück an den Rucksäcken gab es für alle eine kleine Stärkung und dann nahmen wir den Abstieg in Angriff.

Über Schneefelder und schroffe Felsen, erneut gewürzt mit einigen Kletterpassagen, ging es ins Tal. Den Hunden kam die Elbsandstein-Erfahrung zu Gute, sie liefen brav hinterher, so dass wir uns voll auf den Weg konzentrieren konnten. Die Landschaft um uns herum änderte sich im Minutentakt. Wir konnten noch einmal gigantische Aussichten genießen, aufsteigende und sich auflösende Wolkenfelder, Wasserfälle, Bergseen und uns so von den Bergen verabschieden (zumindest für die nächsten zwei Wochen, dann gehts zum Hochkönig... :-) )

Im Tal angelangt war es ziemlich warm und sonnig. Jetzt lag tatsächlich Autobahn vor uns. Einige Kilometer Radweg entlang des Hallstätter Sees. Die brachten wir dann auch zu großen Teilen im Laufschritt hinter uns. Als Hallstatt erreicht war bogen wir noch einmal auf einen kleinen, schattigen Waldweg und so gestaltete sich der Weg zum Parkplatz und Ziel nochmal recht angenehm. Markus und Udo begrüßten uns und wir bekamen unsere Urkunden und Aufnäher, die uns als Dachstein-Dogtrekking-Finisher auswiesen. Wir hatten die volle Distanz von 63.5 Kilometern mit 3625 Höhenmetern in 20 Stunden und 3 Minuten absolviert. Leider konnten wir nur noch kurz sitzen und quatschen und den Zieleinlauf der anderen verfolgen, da ja noch ein paar Stündchen Rückfahrt anstanden.  Vor allem Alex musste Montag früh zu einer ziemlich unmenschlichen Zeit wieder aufstehen. So trennten wir uns etwas wehmütig, weil das schöne Wochenende schon vorbei war, von den anderen und den Bergen (die wir eh bald wieder sehen würden, aber trotzdem) und traten den Heimweg an.

Doch Stau, sintflutartige Regenfälle und eine gesperrte Autobahnauffahrt ließen an eine zügige Rückreise nicht denken. Eineinhalb Hörbücher später waren wir dann endlich am Parkplatz Hermsdorfer Kreuz - Umladen und weiter. Die restliche Stunde nach Leipzig ging dann auch recht schnell vorbei. Was tut man nicht alles für so ein Dogtrekking. Doch der Dachstein ist für das nächste Jahr schon wieder fest notiert und in 14 Tagen fahren wir wieder nach Österreich - dann gibt der Hochkönig sein Debüt  :-)

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Kommentare: 3
  • #1

    Bernd (Donnerstag, 16 Juni 2016 12:24)

    Sehr schöner Bericht! Danke, dass ihr mich am 3. Tag heil nach unten gebracht habt :)

  • #2

    Alex (Donnerstag, 16 Juni 2016)

    Sau cooler Bericht es war wunderbar mit euch das viele Training voher hat sich sehr gut bezahlt gemacht Danke !

  • #3

    Udo (Freitag, 17 Juni 2016 19:55)

    Danke für den Lesegenuß und die Augenweide des hundwegsamen Dachsteins! Dürfen wir diesen Bericht mit www.dogtrekking.at verlinken?

    :)