Tschechischer Asphalt - Krušnohorský Dogtrekking 2017

92 km - 1300 hm - 30 h 37 min

 

Und wieder startet unsere Saison in diesem Jahr in Tschechien beim Krušnohorský Dogtrekking. Krušné hory ist die tschechische Bezeichnung für das Erzgebirge. Das KDT findet immer irgendwo im Dunstkreis diese Mittelgebirges statt, startet allerdings nie am selben Fleck. 


In diesem Jahr verschlug es uns nach Františkovy Lázně (Franzensbad) an einen See namens Amerika. Nachdem wir im Vorjahr am östlichsten Rand, eigentlich schon in der Böhmischen Schweiz unterwegs waren, machten die Dogtrekker dieses Jahr das tschechischen Vogtland an der westlichsten Ecke unsicher. 

Die zwei Stunden Anfahrt waren ein Klacks. Auf dem Zeltplatz bot sich das gewohnte Bild, alles voll mit Startern der "Long" Distanz. Die war diesmal mit 99 Kilometern ausgeschrieben und von den Veranstalterinnen im Vorfeld als Einsteigerstrecke deklariert, also an sich nichts Wildes.

 

Nach einer Runde um den Platz fanden wir Maria und Riis (MountainDogs) und quetschten unser Auto sowie Zelte noch daneben. Von Zuza wurden wir ebenfalls herzlich willkommen geheißen, bekamen umgehend Karten und Wegbeschreibung (sogar extra für uns auf deutsch!!!) ausgehändigt. Die Strecke passte gut lesbar auf zwei A4-Seiten.

Jetzt mussten wir uns nur noch am Campingplatz melden. Der gute Mann war nur heillos überfordert und das Ganze entwickelte sich zu einer echten Geduldsprobe. Doch schließlich war auch das geschafft. Wir drehten noch eine Gassirunde mit den Hunden und gingen dann zum gemütlichen Teil des Abends über: Quatschen, Sektchen schlürfen, Karte studieren (huch am Ende warens doch nur 92 km), Strategien besprechen und schließlich in die Schlafsäcke kriechen. 

Eine Stunde vorm offiziellen Weckerklingeln fing irgendwo ein Handy an zu vibrieren. Wir ärgerten uns und rätselten, wo das herkommen könnte und weckten damit das Gürkchen aka Sakari aka Kleinteil auf. Das Vibrieren verstummte, doch der Hund nölte weiter. Also Aufstehen. Wir frühstückten noch ganz entspannt. Start war offiziell 7:30 Uhr aber wir wollten uns nicht hetzen und ließen den großen Pulk vor uns raus. 

 

Gegen 8:15 Uhr überquerten wir mit einem "Enjoy!" die Startlinie. Bereits am Vorabend hatten wir auf der Karte gesehen, dass wir zu Beginn bereits das erste Asphaltstück zu bewältigen hatten. Mit frischen Füßen war das allerdings kein großes Problem. Sakari bekam direkt Booties hinten drauf, damit sich der kleine Wahni nicht direkt die Haut von den Pfoten fetzt.  

Wir passierten Amerika, schnitten Franzensbad kurz an und wanderten weiter Richtung Süden. Die ersten Dogtrekker tauchten vor uns auf wir überholten sie, andere überholten uns. Schnell fiel ins Auge, dass karierte Wanderhosen in Tschechien anscheinend grad der letzte Schrei sind. 

Der Himmel zeigte sich bedeckt und hin und wieder gab es einen kurzen Schauer. Der erste Checkpoint von insgesamt 14 erwartete uns nach 10 Kilometern. Wieder gut erkennbar, mit Flatterband markiert, hingen Symbol und Stift an einem Wegweiser. Allein waren wir eigentlich nie am ersten Tag. Überall Dogtrekker mit Hunden in jeglicher Form und Farbe. Das und die schnelle Abfolge der Checkpoints bot zumindest etwas Abwechslung, denn lange Teile der Strecke waren arg meditativ. In einem Ort mit unaussprechlichem Namen etwa bei Kilometer 27 war es Zeit für ein Mittagspäuschen. Anja und Maria picknickten an einem kleinen See und Alex und ich machten uns auf die Suche nach der in der Karte verzeichneten Kneipe. Knobisuppe und ein kleines Bier - check. Die Stärkung war wichtig, denn im Anschluss stand uns ein 20 Kilometer langes Wegstück bevor. 

Der Asphalt fordert erste Opfer... Doch da weht uns schon ein köstlicher Duft in die Nase: Kaffee und Eierkuchen!
Der Asphalt fordert erste Opfer... Doch da weht uns schon ein köstlicher Duft in die Nase: Kaffee und Eierkuchen!

Laut Karte sollte ein breiter Radweg, fast schnurgerade und ohne Kontrollpunkte folgen. Ufff. Am Ortsausgang und dem letzten Checkpoint vor dieser Durststrecke trafen wir wieder, wie verabredet, mit Anja und Maria zusammen.

Der Weg war am Ende doch nicht ganz so schlimm wie befürchtet. Aber vor lauter geradeaus laufen verpassten wir dann doch mal eine der seltenen Abzweigungen, was uns einen kleinen Umweg bescherte. Dabei stolperten wir über einen kleinen, aber sehr feinen Steinbruchsee.

Pfannkuchencheckpoint

Auf halber Strecke der besagten 20 Kilometer wurden wir von einem mobile Kontrollpunkt überrascht, wo Zuza und Helfer mit Pfannkuchenbraterei und Kaffee auf uns warteten. Der köstliche Geruch wehte uns schon von weitem entgegen. Für Alex und mich gab es dann dank Maria und Anja gleich zwei. Eierkuchen sind leider (zum Glück - Ansichtssache) nicht vegan.

Die letzten Meter

Jetzt mussten wir noch durch eine Stadt und der Asphalt forderte langsam seinen Tribut: Asphaltmüdigkeit. Jeder Schritt wird von einem dumpfen Schmerz begleitet und langsam aber sicher zur Qual. Dann endlich! Der Wendecheckpoint bei Kilometer 51,5 und das Ende der breiten, langweiligen, Fußkillerwege war erreicht! Unterhalb einer Burgruine war er an ein Brückengeländer gebunden. 

Die Sonne neigte sich langsam aber sicher und die Dämmerung brach herein.

Und dann Endspurt. Es ging hinauf auf den HAJ (Kilometer 60). Dort wollten wir eigentlich essen. Eine Gaststätte war auf der Karte verzeichnet, doch dem Zustand des Gebäudes nach zu urteilen, lag das schon sehr weit in der Vergangenheit zurück.

Wir beschlossen trotzdem Abendbrot zu essen und uns danach am nächstbesten Fleck am Wegesrand zum biwakieren. Während wir uns unser Essen schmecken ließen, passierten noch einige andere Teams die Kontrollstelle am HAJ. 

Der Boden war weich, das Aufstehen fiel schwer, aber wir machten uns dennoch an den Abstieg. Wir brauchten eine Stelle mit Hundewasser und da bietet sich ein Tal eher an als ein Berg. Nur drei Kilometer weiter kam der nächste Checkpoint. Inzwischen war es dunkel geworden und zwischen einem Flüsschen und dem Waldrand verließen wir den kleinen Ort. Kaum waren die letzten Häuser außer Sicht schlugen wir uns ins Gebüsch. Im Wald fand sich eine ebene Stelle. Hunde füttern, wässern, Bivy ausrollen und ab in den Schlafsack. Tag eins und bereits zwei Drittel der Strecke hatten wir somit schon geschafft!

"Guten Morgen!"
"Guten Morgen!"

Dogtrekkerfrühstück!

Nach einer erholsamen Nacht krochen wir wieder aus den Federn. Die Sonnenstrahlen fielen zwischen den Ästen der Bäume hindurch und wärmten uns beim Frühstück. Die ersten Teams, die scheinbar deutlich früher aufgestanden waren als wir, wanderten an unserem Schlafplatz vorbei. 
Noch schnell Füße tapen, die bei uns allen etwas in Mitleidenschaft gezogen waren und schon bald machten wir uns auch wieder auf den Weg. 

Nach etwa zwei Kilometern kamen wir an einem kleinen gemütlichen Gasthaus vorbei. Es war voll mit frühstückenden Dogtrekkern und eine Tafel außen kündete von einem extra Dogtrekker Frühstücksmenü. Die beiden Wirtinnen konnten gut deutsch und winkten uns in die warme Stube. Doch wir zogen dann doch den Biergarten vor und genehmigten uns einen Kaffee und Alex und ich teilten uns ein Frühstück. Brot in Ei gewälzt mit Senf. Das war ziemlich gut. :)

Lang hielten wir uns nicht auf. Über schöne Trails ging es dem Ziel entgegen. Wir führten einige nette Gespräche mit deutschen Ausflüglern, konnten eine Sonnenbrille ihrem Besitzer zurückgeben und fingen dann nach und nach an die Teams vom Morgen zu überholen. Highlights am Weg waren die Elsterquelle und eine Klippenformation. Hin und wieder überholten uns Läufer der Mid-Distanz. 

Die letzten beiden Kilometer zurück nach Amerika mussten unsere Füße nochmal Asphalt ertragen. Auf den letzten paarhundert Metern konnten wir uns aber dennoch zu einem kleinen Endspurt aufraffen und liefen schwungvoll nach 30 Stunden und  37 Minuten ins Ziel.

Zeiten wurden aufgeschrieben und Gepäck kontrolliert. draußen war es warm, doch drin noch viel wärmer. Dafür sorgte ein Kamin. Wir waren froh als alles notiert war und schafften unsere Hunde in den wohlverdienten Feierabend.

Sehr schöne Wege zum Schluss. Unter anderem dieser etwas brüchige Holzbohlenweg.
Sehr schöne Wege zum Schluss. Unter anderem dieser etwas brüchige Holzbohlenweg.

Und dann, endlich, Schuhe aus! Ein herrliches Gefühl.  :)

Den Blasencontest gewann Anja mit Abstand: ein Mordsteil in drei Ebenen trotz Tape!

Wir saßen noch ein bisschen in der Sonne rum und ließen das Dogtrekking Revue passieren. Dann trieb es uns aber zu den Trampolins. Das war ziemlich lustig und lockerte so manchen Muskel. 

Da wir bereits am Abend zurück nach Leipzig wollten, holten wir uns unsere Urkunden ab, verabschiedeten uns vom Orgateam und abschließend von Maria. 

Diesmal war das KDT wirklich entspannt. Ein guter Einstieg in die Saison für uns und die Hunde. Auch Maxl hat sich gut geschlagen. Die Asphaltstrecken kann man als mentales Training betrachten und die Stimmung ist wieder super gewesen. So viele tolle Leute und Hunde auf einem Haufen!

 

Caro & Anja

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Maria Müller (Montag, 22 Mai 2017 15:10)

    Super gelungener Bericht

    Beim Lesen war ich sofort wieder in Tschechien auf der Strecke....
    Und die ein oder andere Kleinigkeit war mir doch glatt entfallen und erst beim Lesen kam das aha erlebnis...jeder behält halt andere Dinge in Erinnerung, deswegen finde ich mehrere Berichte von ein und dem selben Erlebnis auch immer wieder sehr unterhaltsam

    nächstes Jahr geht es auf jedenfall wieder ins Nachbarland...

  • #2

    Carlos Pou (Montag, 22 Mai 2017 15:25)

    Super Erlebnisbericht! Das mutdem vielen Asphalt scheint in Tschechien auf den Trails wohl sehr häufig der Fall zu sein. Jetzt versteh ich auch warum die Tsvhechen hier beu unserem ersten Event do begeistert waren: 0% Asphalt!

  • #3

    Udo (Mittwoch, 24 Mai 2017 13:26)

    Verschiedene Berichte von derselben Veranstaltung mag ich auch! Danke für die Stärkung meines Willens, nächstes Jahr endlich wieder ein DT in Tschechien mitzumachen :)

    P.S.: 0 % Asphalt = die Königsklasse :) Trotzdem will ich nächstes Jahr auch einen Bericht vom "Kruzschnojewski" schreiben - aber zu Dir komm´ ich auch noch, Carlos :)