Ein Doghike übers Sandloch

Gastbeitrag - 3.ESDT

 

Hallo ihr Lieben,

auch in diesem Jahr waren wir, das Team Mondläufer, wieder beim ESDT dabei. Dieses Mal starteten wir allerdings beim Hike, da ja nur Rookies zur Tour zugelassen worden sind.

Starten möchte ich wie immer mit einem Dankeschön an Caro und Anja für die tolle Organisation und natürlich an alle anderen die dieses Event so besonders gemacht haben. In diesem Sinne: Vielen Dank! 

Bevor ich allerdings mit dem Bericht beginne hier noch ein Hinweis: Wir haben den Hike nicht gefinished. Wer also an einer “klassischen“ Erfolgsstory interessiert ist, wird vermutlich enttäuscht.

Nun aber zum eigentlichen Bericht: Nachdem ich im Januar wie ein Aasgeier auf seine Beute lauernd über der Facebook- & Homepageseite von hundwegsam kreiste, um den Anmeldebeginn nicht zu verpassen, schaffte ich es tatsächlich ein Plätzchen zu ergattern. Da die diesjährige Strecke kilometertechnisch etwas über dem lag, was ich bisher von den Trainings gewohnt war, beschloss ich die diesjährige Strecke etwas anders anzugehen. Im letzten Jahr war ich noch sehr verbissen daran interessiert, auch ohne Wertung, ein gute Zeit hinzulegen. Dieses Jahr nahm ich mir vor, einfach Spaß mit Luna in der freien Natur zu haben, nicht auf die Uhr zu schauen und heile im Ziel anzukommen. Der eine oder andere fragt sich jetzt vielleicht: Aber das ist doch ein Wettkampf, oder? Ja, ist es. Aber als Untrainierter eine so große Strecke auf Teufel komm raus durch zu prügeln ohne Rücksicht, auf die eigene oder noch wichtiger die Gesundheit meiner pelzigen Kameradin zu nehmen, halte ich für falsch. Daher habe ich mich bewusst von vorneherein gegen meinen falschen Ehrgeiz und zu hohe Erwartungen entschieden.

Die Monate vergingen und das ESDT rückte näher. Ein paar Tage vor der Anreise kam dann aber nochmal eine kleine Ernüchterung bzgl. meines genehmigten Urlaubs. Doch nach kurzer Rücksprache mit Anja wurde mir gestattet den Hike bereits am Freitag zu absolvieren, sodass ich bereits am Samstag wieder abreisen konnte. - Danke nochmal dafür! -

Meine Anreise am Donnerstag war von Staus und Baustellen geprägt, sodass ich leicht genervt am Campingplatz ankam. Dafür klappte der Zeltaufbau jedoch innerhalb von 10 Minuten – hey, neuer Rekord – reibungslos. Schnell noch alle Sachen aus dem Auto und zack….der erste Regenguss und gleich noch ein Gewitter im Anschluss. Mir blieb nur zu hoffen, dass es nicht auch am kommenden Freitag regnete. Klitschnass wandern gehen…Igitt, grässliche Vorstellung! Abends holte ich mir dann noch meine Startnummer, Nr. 4, und die Streckenkarte ab. Für letztere gab mir Anja noch ein paar nützliche Tipps. Im Zelt zurück grub ich gleich mal das GPS-Gerät aus – Jaha, dieses Jahr habe ich eine Offline-Karte dabei! – und suchte schon mal den ersten Teil der Strecke raus. Ein Vorsichtmaßnahme um etwaiges Verlaufen auf den ersten Metern zu vermeiden. Notiz am Rande: Für die unter euch Lesern die es noch nicht wissen, ich gehöre zu den Personen, die wie es so schön im Englischen heißt „orientationally challenged“ sind. Ich verlaufe mich also auch mit GPS und Karte gerne mal. Was ich natürlich gleich am nächsten Morgen unter Beweis stellte.

 

05:27 Uhr ging es für uns auf den Trail. Da zu dem Zeitpunkt noch alle schliefen, schickte ich Anja fix eine SMS, sodass uns später keiner vermisst. Voller Tatendrang und guter Laune starteten wir Richtung Wenzelweg. Eine nette kleine Anekdote für mich, deren Nachname ja nun mal Wenzel ist. Ich war jedoch noch keine 2 km weit gekommen als ich bereits die Karte und das GPS falsch interpretierte und prompt erstmal an der Teufelsmauer entlang hoch zur Hohen Liebe wanderte. Angefressen kehrt ich nach Erkennen meines Fehlers laut fluchend um und wanderte wieder zum Bauweg zurück. Dort stieß ich glücklicherweise auf Franziska mit Rosa und ihren Partner, die mir dann auch netterweise wieder auf den Pfad der Tugend äh auf den Wenzelweg zurück halfen. Ab dem Zeitpunkt lief es dann auch wie geschmiert bis kurz vor dem ersten Checkpoint, der ziemlich weit oben am Ende einer steilen Treppe saß. Einer Treppe von vielen die noch folgen würden… Zwischenzeitlich waren noch 2 weitere Dogtrekker bzw. Tourengeher vor uns, sodass ich kurzerhand auf Autopilot schaltete und der Herde folgte. Der Abschnitt nach dem ersten Checkpoint war gespickt mit unterschiedlichen Treppen und engen Passagen zwischen Felsen hindurch. Sehr zur Freude von Luna, die diese Art Wege mehr als klasse fand. Denn während ich mich noch zwischen Steinen durchquetschte, bog sie schon fröhlich um die nächste Ecke ab. Etwas später gab es dann, Dank des sonnigen Wetters und der klaren Luft, auch ein fantastisches Panorama an der Wenzelwand zu bestaunen. Einfach traumhaft!!

Nach dieser schönen Aussicht ging es beschwingt weiter Richtung Großer Winterberg, dem zweiten Checkpoint. Leider fanden weder ich noch die beiden anderen Trekker anfangs den Checkpoint. Daher schossen wir schnell ein Foto vom Infoschild mit Hund davor und weiter ging’s. Glücklicherweise tauchte der Checkpoint an dem nächsten Wegweiser auf. Weiter ging es Richtung Katzenstein, ein Wegpunkt den ich auch auf den Rückweg wieder anlaufen würde. Hier trennten sich dann auch der Weg von mir und den anderen beiden. Ich musste weiter über den Rosssteig Richtung Zeughaus. Dort wurde ich dann nach anfänglicher Einsamkeit plötzlich von einem Dogtrekker mit 2 Huskies im zügigen Tempo überholt. Nur ein schnelles Hallo und schwups weg war er wieder. In Zeughaus angekommen stieß ich auf zwei Dinge: Erstens eine Möglichkeit den Wasservorrat vom Hund aufzufüllen und zweitens eine große, sehr langsam gehende Gruppe Rentner. Diese zu umrunden gestaltete sich etwas schwieriger als erwartet. Doch nach dem wir uns endlich “durchgekämpft“ hatten, wanderten wir über den Flügel E zum nächsten Checkpoint. Auf dem Flügel E stießen wir dann auch auf ein Überbleibsel der letzten Stürme, ein Flatterband welches den Weg mit dem Hinweis auf Lebensgefahr versperren sollte und von uns geflissentlich ignoriert wurde. Am nächsten Wegweiser angekommen, stellte ich fest, dass das auffällige Band des Checkpoints nirgends zu finden war. Also wieder ein Foto vom Wegweiser samt Luna und weiter ging’s Richtung Kirnitzsch. Dort konnten wir dann erstmal auf einer gut ausgebauten Fahrradroute am Fluss entlang wandern und wieder den Wasservorrat aufstocken. Von da aus reisten wir weiter über die Brüdersteine auf die Zollstraße. Ab diesem Punkt meldete mein Körper dann auch langsam einsetzende Verschleiß- und Ermüdungserscheinungen sowohl körperlicher als auch mentaler Natur. Da ich aber kurz vor dem am Weitesten entfernten Checkpoint stand und mich faktisch schon fast auf dem Rückweg befand, biss ich mich mit telefonischer Unterstützung der Familie bis zum Königsplatz durch. Vom Königsplatz runter fand ich dann sogar noch ein paar Eis- und Schneereste, sehr zur Freude von Luna. Unten angekommen liefen wir über den Hollweg, genauer gesagt ICH lief über den Hollweg und LUNA im Bachbett nebenher, zurück zum Flüsschen Kirnitzsch.

Inzwischen war ich fast bei Kilometer 30 angelangt und bekam die volle Kraft meiner mentalen Erschöpfung ab. Ich war komplett alle, während mein Hund noch fröhlich Eidechsen und Schmetterlingen hinterher jagte. Zum Glück konnte ich ein wenig später, mit Hilfe von ein paar unterstützenden Telefonaten und einem wasserfallartigen Heulkrampf, mein Tief fast überwinden. Und falls sich doch ein entgegenkommender Wanderer über die laut heulende Irre im Wald gewundert hätte, hätte ich behauptet an einer ganz besonders aggressiven Form des Heuschnupfens zu leiden. Etwa zur selben Zeit entschied ich mich auch, die letzten beiden Checkpoints auszulassen und stattdessen eine direkte Route Richtung Camp einzuschlagen. Dies hatte vor allem 2 Gründe: Mein hin und wieder mal in den Keller rauschender Blutzucker und meine Bananenbrote die langsam aber sicher zur Neige gingen. Und während ich noch abwägte, ob ich mich zum nächsten Parkplatz am anderen Ende Karte mit vielen Höhenmeter dazwischen schleppe und abholen lasse, oder doch lieber auf meinen eigenen 2 Beinen versuche ins Ziel zu kommen, stieß ich auf den TREPPENgrund. Dieser hatte seinen Namen nicht von ungefähr und so begann ich zähneknirschend den Aufstieg über unzählige Treppenstufen. Anmerkung vom Autor: Ich hasse Treppen!!

 

Eine halbe Ewigkeit später, an der Hickelhöhe, kam dann endgültig die Stunde der Entscheidung: Rechts Richtung Checkpoint und links Richtung Camp zurück. Ich entschied mich, gegen das Voting von Luna die unbedingt nach rechts wollte, für links und wir stiegen den Großen Zschand hinab. Unten angekommen kam dann natürlich wieder der unangenehme Teil, der Aufstieg zum Katzenstein. Ungefähr 200 Höhenmeter. Diesmal zwar hauptsächlich ohne Stufen, aber dafür mit jeder Menge Felsen und großen Steinen. Oben angekommen ging es dann wieder einen Teil des Hinwegs über Ross- und Reitsteig zurück. Hinter der Wenzelwand, deren Aussicht ich nochmal trotz der sich dort tummelnden Touristen genoss, wechselte ich auf den Schrammsteinweg. Von da aus ging es dann weiter auf den Sandlochweg. Der hatte seinen Namen auch nicht ohne Grund und beherbergte hauptsächlich Sandboden. Mal was anderes. Anfangs lief auch alles glatt und ich feierte mich innerlich für meinen tollen Einfall mit der Alternativroute. Es waren zwar einige Treppen dabei und auch engere Passagen, aber alles wie geplant bergab und somit im grünen Bereich. Doch kurz vor Ende des Sandlochwegs stand ich plötzlich vor einem Problem. Einem großen Problem! Eine Holzleiter mit 3 runden Sprossen, dazwischen immer mindestens 30 cm Abstand und unten drunter freier Fall ins Nichts. Shit! Für einen Hund ist die Leiter unmöglich zu bewältigen, besonders da am anderen Ende der Leiter eine Treppe mit sehr schmalen Stufen begann. Springen war als auch keine Option. Was also tun? Umdrehen? No way! Dazu war ich zu k.o. 30 kg Hund tragen? Witzig! Also erstmal in Ruhe umsehen…und siehe da eine Möglichkeit! Zwischen den Felsen und der Leiter hatte jemand ein etwa Hundepfötchen-breites Holzbrett gelegt. Dieses reichte zwar nicht ganz bis zum Ende der Leiter, aber es war ein Anfang.

Für mich hieß es dann einmal tief durchatmen, nicht nach unten sehen, auf die erste Sprosse der Leiter setzen und …eine Ladung Leckerlis im Nichts versenken! OMG! Schnell den Beutel verschlossen und mit dem Hintern ganz nach rechts Richtung Felsen gerutscht. So würde ich eine Barriere bilden, zwischen dem Nichts unten und meinem noch nicht ganz von diesem Plan überzeugten Hund. Doch nach einigen Minuten guten Zuredens und Stoßgebete gen Himmel sendens, tastete sich Luna langsam und vorsichtig auf das Brett. Da es bergab ging krallte sie sich so gut es ging fest, während ich sie krampfhaft versucht mit dem Geschirr zu sichern und ihr mehr Halt zu bieten. Zwischendurch musste ich dann noch eine Stufe weiter runter rutschen damit ich sie auch den Rest des Weges sichern konnte. Dies gestaltet sich etwas schwierig, da sie in der Zeit auf dem steilen Brett stehen bleiben musste. Aber wir haben es geschafft! Und nach dem dieses Stück gemeistert war, betete ich inständig das uns nicht noch mehr solcher Überraschungen auf dem Rest unseres Weges erwarten würden. Gott sei Dank war das nicht der Fall und der Rest des Weges lief reibungslos. Sogar den Wenzelweg fand ich diesmal auf Anhieb! ;) Im Ziel angekommen wurden wir dann auch schon von Anja, Caro und einigen anderen klatschend begrüßt. Allein dafür hatte sich das Durchhalten gelohnt! Und immerhin haben wir laut GPS stolze 48 Kilometer zurückgelegt. Eine stolze Leistung für unser Team!

 

Fazit: Es hat wieder sehr viel Spaß gemacht! Ich bin unglaublich stolz auf mich und meine Kleine und auf das was wir geschafft haben! Unser Team ist noch mehr zusammen gewachsen.

Bis zum nächsten Mal,

 

 

Janine & Luna

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