Brünnstein Dogtrekking

24 km - 1650 hm

 

Track: klick

 

Nach zwei Stunden Fahrt auf der Autobahn am Freitag Nachmittag wollte ich eigentlich schon wieder umkehren. Alex hatte sich kurzfristig entschieden daheim zu bleiben. Mein Chef war am Freitag der Meinung man könnte ja noch spontan eine Überstunde ranhängen und so kam ich erst halb acht am Abend los. Ein hässliches Kratzen in meinem Hals kündigte zudem eine Erkältung an. Offensichtlich eher suboptimale Voraussetzungen für ein kilometerreiches Wochenende. Doch auf der anderen Seite waren da Berge, eine Hütte und liebe Freunde. Ich blieb also auf der A9 und fuhr zusammen mit Boscaille, Gürkchen und meiner beste Freundin an diesem Abend, einer Kaffeekanne, gen Süden.

A Knicklicht in the dark...

Wir kamen trotz Pfingstferienverkehr super durch und erreichten gegen halb zwei in der Nacht den Parkplatz an den Tatzelwurm Wasserfällen. Den Aufstieg zur Hütte hatte ich vorab von Maria als GPX Track bekommen, ich schulterte mein Gepäck und machte mich auf den Weg durch die Nacht. Der Weg war nicht weit, nur etwa vier Kilometer trennten mich vom Ziel. Zu Beginn verlief der Weg über bequeme breite Forststraßen und hin und wieder überquerte er einen Bach. Plötzlich stand ich vor einem Weidedraht und ein Blick auf das GPS sagte mir, dass ich an einem Abzweig vorbei gegangen war. Ich musste ein Stück zurück und da sah ich im Licht der Hirnbirn auch den schmalen Singletrail, der sich nach links oben in den Wald zog und dort außerhalb des Lichtkegels in der Dunkelheit verschwand. 

Singletrail, yippie, dachten sich die Hunde und zogen engagiert an. Während wir uns die Serpentinen hinaufschlängelten, kreuzten wir erneut den Bach, jetzt musste ich allerdings aufpassen, um keine nassen Füße zu bekommen. An einer Stelle wurde der Pfad sehr schmal und die aufgeworfene Erde darauf schlierig. Ich rutschte weg und konnte mich gerade noch an einer Wurzel festhalten, sonst hätte das einige Meter hangabwärts ins Ungewisse bedeutet. Ein Mariaweg ("der Aufstieg ist kein Problem") . Das bestätigte sich kurz darauf erneut.  Ich stand vor einer Felswand, Sackgasse, den seilversicherten Aufstieg auf eben jene ging ein paar Meter zuvor ab. Nach einem Wendemanöver, gar nicht so einfach mit vollem Gepäck und den beiden Hunden, fanden wir das Drahtseil und hangelten uns entlang der Felsen bis wir nach wenigen Metern wieder Trail unter den Füßen hatten.

 Nach einem Weideübergang war dann das Gröbste geschafft und wir trabten die letzten hundert Meter gemütlich über den Fahrweg zur Hütte. Das versprochene Knicklicht leuchtete uns entgegen, verschwand noch einmal kurz als der Weg eine weitere Kurve machte und führte uns dann zur  richtigen Hütte und zugleich zum Eingang unseres Schlafgemachs, ein kleiner Geräteschuppen neben Wohnhaus und Stall. Wir schlüpften durch die 1.50 Meter hohe Tür und ich bemühte mich leise zu sein, um die anderen nicht zu wecken. Das war gar nicht so einfach, denn bei jedem Schritt knarzte und ächzte das alte Holz. Schließlich hatte ich mein Lager unter einem gemütlichen Ensemble von Ketten, Sägen und artverwandten Eisengerätschaften gerichtet und versuchte noch ein wenig Schlaf in dieser Nacht zu finden. 

Techniktraining

Die Nacht war kurz und kalt - ich hatte nur den Sommerschlafsack dabei und als der steigende Geräuschpegel nebenan das Erwachen meiner Mitstreiter ankündigte , fiel es mir nicht schwer aufzustehen. Maria heizte drüben gerade den Holzherd an und bald stand die erste Wasserkanne auf der Kochfläche. 

Nach der Begrüßung berichtete ich erstmal von meinem abenteuerlichen, nächtlichen Aufstieg und meinem Beschluss die Strecke, wenn überhaupt erst am Sonntag in Angriff zu nehmen. Die Erkältung war über Nacht nicht wirklich besser geworden. Ich schaute mit trotzdem spaßenshalber mal Karte und Checkpoints an. Das Prinzip war nämlich diesmal wie folgt. Es gab Checkpoints und die musste man miteinander verbinden. Wie war jedem selber überlassen. Auf Ideallinie wären es aber etwa 60 km mit 4500 hm. 

Nö nicht für mich, zumindest nicht dieses Wochenende. Doch beim betrachten der Karte entdeckte ich einen Klettersteig und Maria bestätigte mir direkt, dass der voll toll und auch mit Hunden machbar war. Somit stand der Entschluss fest. Wir gehen ein bisschen kraxeln und nehmen dabei noch den ein oder anderen Hügel in der Umgebung mit. Maria würde mich begleiten und nach einem ausgiebigen Frühstück, alle anderen Teams waren in der Zwischenzeit gestartet, zogen wir los. 

Nadja und Holger bogen gerade um die letzte Kurve des Hauptweges während wir direkt auf einen Wiesenpfad wechselten, der sich sanft bergan Richtung Wald zog. Bald waren wir unter Bäumen, angenehm, denn die Sonne war schon warm. Hin und wieder verlief der Weg als Saumpfad um Felsen herum und gab den Blick auf die Umgebung frei. An einer Stelle mussten wir eine schmale Gitterrostrampe nutzen, doch die Mädels meisterten das routiniert. Da tauchte das Brünnsteinhaus vor uns zwischen den Bäumen auf. Es markierte für uns den einstieg auf den schwarz markierten Dr. Julius Mayr Weg hinauf zum Brünnstein Gipfel.

Die begrenzte Sauerstoffversorgung machte sich mir schnell bemerkbar und von der Lutschtrablette gegen Halsweh am Morgen hatte ich einen extrem unangenehmen Geschmack im Mund. Der Schlauch der Trinkblase war auch verknickt und das musste dringend behoben werden. Nach dem kurzen Stop ging der Spaß dann los und die kleinen Problemchen traten in den Hintergrund. Jetzt war volle Konzentration gefordert, um zwei Hunde, die eigenen Füße und die GoPro zu koordinieren.

 Die Passagen mit Eisenklammern waren für die Hunde alle machbar, lediglich an einer Stufe war etwas Hilfe erforderlich. Ich kletterte vor, suchte mir einen sicheren stand und ließ sie einzeln hochspringen. Am höchsten Punkt packte ich sie im Geschirr und zog sie die fehlenden Zentimeter nach oben. das klappte wunderbar. Als ein weiteres Highlight erwartete uns eine enge Schlucht, durch die wir im Gänsemarsch hindurch mussten. Oben angelangt erwartete uns ein kleines Kapellchen und ein paar Meter weiter, am Gipfelkreuz, hatte sich grad Jenny (>> Wanderpfötchen) ins Gipfelbuch eingetragen. Wir kletterten die letzten Meter zu ihnen hinüber und auch ich durfte Marias Rätsel im Buch lösen und eine Botschaft hinterlassen. 

Hoher Treithen & Brünnsteinschanze

Bergab war der Weg nicht ganz so anspruchsvoll wie der Aufstieg aber dennoch keine Rennstrecke und spätestens nachdem 30 meter vor uns eine Gämse gemütlich über den Weg schlenderte mussten sich die Hunde arg im Zaum halten. Nach der Technik also Impulskontrolltraining. 
Vor uns breitete sich die nächste Alm aus und sahen eine Kuhherde, anscheinend war an diesem Wochenende Viehauftrieb, doch noch waren die Rinder abgekoppelt. Jenny ging in ihrem Tempo weiter und Maria und ich machten uns an den Aufstieg zum Steilner Joch. Der Anstieg zog sich entlang eines schmalen Rückens, erst durch Wald und schließlich zwischen Latschenkiefern und Felsen hindurch. 

Als wir das Joch erreichten, bot sich ein 360° Panoramablick. WOW.  Von hier aus sahen wir die umbebende Landschaft wie eine 3D Karte vor uns. Maria zeigte mir den Weg, den wir gekommen waren und den, den wir noch gehen würden. Schnefelder lagen darauf und ich freute mich schon für die Hunde, denn bald würden wir die ersten erreichen. Wir wanderten auf den Grat entlang, dem Hohen Treithen entgegen. und da war es, das erste Schneefeld. Gürkchen und Riis rasteten erstmal komplett aus und auch Boscaille rollte durch das Weiß. Am Gipfelkreuz gönnten wir uns eine Pause. 

Im Wind war es recht kühl und wir machten uns an den Abstieg. Der Weg war steil und glitschig und immer wieder von Schneefeldern verdeckt. Die Hunde klinkten wir aus und tasteten uns bergab, während die Köter um uns rum durch den Schnee zockten. Unterhalb der Schneefelder hatten wir mit Sumpf zu kämpfen. Die Trittbretter waren teilweise so schräg, dass sie eine perfekte Rutschbahn in den Modder bildeten. Nach diesem Abschnitt waren unsere Waden voll geschmiert mit Schlamm. Überall um uns rum blühten kleine Blumen in kräftigen Farben: verschiedene Arten  Enzian, Trollblumen, Primeln und Silberdisteln uvm.

 Die Brünnsteinschanze scheuchte mich Maria als letztes rauf. Grasberge - wie ich sie doch liebe... Das monotone Vorüberziehen von Gräsern und Kuhfladen eröffnet dem Geist ganz neue Bewusstseinsebenen. Doch irgendwann endet auch der schönste Grasberg, man erreicht das Gipfelkreuz und macht sich an den Abstieg, der traurigerweise noch schneller vorbei ist als der Aufstieg. Wir passierten einen echten Bombenkrater und vom Himmel kam ein ungutes Grollen. Doch wir waren schon so gut wie zurück, also brauchten wir uns über ein aufziehendes Gewitter keine Sorgen zu machen. Auf uns wartete Kuchen! 

Hüttenromantik

So saßen wir und vertrödelten den Nachmittag und den Abend in gemütlicher Runde. Holger und Nadja waren schon vor uns zurück und Marias Eltern waren ebenfalls mit da. Das Wetter verschlechterte sich leider gegen Abend und wir verlegten unseren Aufenthaltsort nach drinnen, aus dem gemütlichen Grillen am Feuer sollte wohl nichts werden. Aber gemeinsam Kochen macht schließlich auch Spaß. 

Jeder schnibbelte irgendetwas, holte Holz oder rührte in Töpfen. Jenny war inzwischen auch von ihrer Runde zurück und es fehlten nur noch Felix, Martina und Dirk, die auf der langen Strecke aber vermutlich noch etwas brauchen würden. ich beneidete sie in diesem Moment so gar nicht, denn draußen regnete es inzwischen in Strömen und in der Hütte war es urgemütlich. Das Essen wurde verputzt, der Wein kreiste und dann kamen kurz hintereinander, völlig durchweicht auch die restlichen Teams an. Wir rückten noch ein Stückchen zusammen und es war genial wie brav die Hunde auf dem engen Raum waren. Selbst Boscaille lag entspannt zusammengerollt vor dem Ofen. Ein toller Abend war das!

Nach einem gemeinsamen Frühstück am Sonntag packten wir zusammen, räumten noch die Hütte auf und machten uns dann gemeinsam an den Abstieg. Sakari bekam noch eine Massage von Martina und nachdem wir uns von Maria und ihrer Familie verabschiedet hatten, statteten wir noch den Tatzelwurm Wasserfällen einen Besuch ab bevor es an die Heimreise ging. 

Danke Maria und Family für dieses schöne Trainingslager/Dogtrekking :-)


 

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Kommentare: 3
  • #1

    Mountaindogs (Mittwoch, 23 Mai 2018 08:49)

    Wieder mal ein toller Bericht... da bekomme ich sofort Lust auf das nächste Trainingslager.

  • #2

    Susanne Buchner (Donnerstag, 24 Mai 2018 06:48)

    Hallo!! Wo ist denn so etwas ausgeschrieben?
    Soooooo klasse!!;
    LG Susanne

  • #3

    hundwegsam (Donnerstag, 24 Mai 2018 08:04)

    Das Brünnstein war privat organisiert aber Termine findest du hier >> https://hundwegsam.jimdo.com/dogtrekking/veranstaltungskalender/
    :-)