Allein unter Hunden - ein Osterspaziergang

135 km - 3307 hm - 2 1/2 Tage

 

Ostern stand vor der Tür. Anja war unterwegs, Caro war arbeiten und ich hatte neben Emi auch noch Maxl und Sakari an der Backe. Was also tun? Beim Stöbern im Internet stieß ich auf eine 130 km Route quasi direkt vor meiner Haustüre in und rund um den Thüringer Wald. Start der Tour war der Wanderparkplatz "Am Kickelhahn" in Ilmenau. Freitag früh um sechs noch schnell Caro Richtung Berlin verabschiedet und zum Startpunkt gefahren, ging es gegen 8 Uhr auch schon los. Den Rucksack gepackt mit Schlafsack, Biwaksack, 2l Camelback, Proviant und Hundefutter. Da die Wetterprognosen eher suboptimal daher kamen, wanderte auch noch ein langer Lutz mit hinein. Das Bier musste ich leider im Auto lassen, da der Rucksack auch so schon gut schwer war. So machten wir uns auf den Weg: Sakari, Maxl, Emi und Ich, um für die nächsten Tage in den Tiefen des Thüringer Waldes zu verschwinden.

Vom Kickelhahn ging es zum Hermansstein mit einem Abstecher zur Hermanshöhle. Schnell wurde mir klar, dass ich den Track nicht mit dem Handy ablaufen kann, Akkustand 50% und wir waren gerade erst gestartet. Zum Glück hatte ich mir alle grösseren Orte als Orientierung auf einen Zettel geschrieben. Oberhof, Tambach-Dietharz, Ohrdruf, Arnstadt, Ilmenau - das musste reichen. Abenteuer und so. Wir erreichten die Hohe Warte, ein Ausflugslokal nahe Elgersburg. Ich schoss ein paar Aufnahmen und hielt mich daraufhin Richtung Mönchshof/Gehlberg.

Endlich war Oberhof angeschrieben. Nur noch 30 km, die mich erst dem 5-Gipfelwanderweg über den Schneekopf und anschließend über den Rennsteig führten. In Oberhof angekommen, nutzte ich die erste Einkehrmöglichkeit. Die Hunde hatten Pause und ich Bandnudeln und ein Bier. Wir verließen die Bergstadt über den Mountainbiketrail am Fallbachlift und zogen weiter Richtung Luisenthal und Ohratalsperre.

Unser Tagesziel bestand darin die Schmalwassertalsperre zu erreichen. Dort wollte ein guter Bekannter ebenfalls eine Biwaktour machen. Ein Abend in Gesellschaft wäre schon lustiger als allein. Aus diversen Statusberichten im Vorfeld, wusste ich ausserdem von nicht geringen Mengen alkoholischer Getränke, die ebenfalls diesen Weg angetreten hatten. Ich navigierte mich mit dem wenigen Rest Akku zum letzten zugeschickten Standort und stolperte dort laut nach "Morris!" schreiend aus dem Wald, erschreckte dabei aber lediglich ein paar andere Wanderer die gerade des Weges kamen. Von Morris,seinen Gefährten und den Getränken keine Spur. Suchen wollte ich nicht. Es reichte für diesen Tag. Nach einem kurzen Abstecher das Steilufer zum Wasser hinunter, was nicht ganz ohne Abschürfungen vonstatten ging, fand ich ein gemütlichen Schlafplatz auf einem Mooskissen. Schlafsack in den Biwaksack gestopft und die Ruhe genießen. Auf Rosen gebettet paaaaaa MOOS muss das heißen! Wir verbrachten eine wunderbare Nacht.

Da ich am Vorabend noch kurz vor Feierabend an einem Wegweiser vorbei gekommen war, an dem Tambach (noch 3 km) angeschrieben stand, wusste ich am Morgen direkt welche Richtung ich einschlagen musste. Das Wetter hielt erstaunlicherweise immer noch. Nach Tambach passierte ich Georgenthal entlang eines Baches über den Dinosaurierlehrpfad: ein schöner Trail mit Dinos am Rand. Maxl hatte denen einiges zu sagen....

Ich hielt mich Richtung Herrenhof/Hohenkirchen und kam irgendwann in Emleben heraus. An der Straße stand ein Obststand und ich gönnte mir erstmal eine Orange. Dann musste ich ersteinmal auf einem Feld entlang. Es fand sich ansonsten kein schöner Weg Richtung Schwabhausen/Güntersleben-Wechmar. Bald kamen die Drei Gleichen in Sicht. Bei den Drei Gleichen handelt es sich um ein Burgen- und Bergensemble bestehend aus der Mühlburg, Burg Gleichen und Veste Wachsenburg; weithin gut sichtbare Punkte in dieser Gegend. Wir orientierten uns an der Mühlburg und passierten diese schließlich auch. Dort schlug dann auch das Wetter um. Es begann zu regnen und ich wollte daher noch eine Schutzhütte zum übernachten finden.

Von Holzhausen folgte ich dem Vom-Bier-zur-Bratwurst-Wanderweg Richtung Arnstadt und Jonastal. Ich verirrte mich in einem Labyrinth aus Kleingärten, stieß dabei jedoch auf einen schönen Pfad dem ich durch Arnstadt folgte. Das Wetter wurde nicht besser. Es musste dringend ein Unterschlupf her und dann sah ich den Wegweiser: Kiesewetterhütte 2,5 km. "Nix wie hoch da!" dachte ich mir. Die Kilometer wurden irgendwie nicht weniger, doch irgendwann ist jeder Berg erklommen, so auch dieser. Da war die Hütte und ich war ziemlich erleichtert darüber.

Die Nacht war kalt. Die Isomatte hatte ich den Hunden überlassen und mich auf der Holzbank obendrüber eingerichtet. Der Wind pfiff durch die Ritzen zwischen den Balken. Ich sehnte den Morgen herbei und packte bei Tagesanbruch sofort zusammen, um die letzten Kilometer nach Ilmenau zurückzulegen. Der Weg über Siegelbach, Neußis, Plaue, Martinroda entpuppte sich als sehr schöner Trail und die letzten 30 Kilometer flogen nur so dahin. In Martinroda begegnete ich einem älteren Ehepaar, zwei der wenigen Menschen, die ich sonst auf der Runde traf, und wir hielten einen kurzen Plausch.

Unter der A 71 hindurch, vorbei an den Ratseichen erreichte ich wieder Ilmenau. Ich hielt mich an den Eisenach-Jena-Fernwanderweg und bald war auch der Kickelhahn wieder angeschrieben. Dieser letzte Anstieg zog sich ewig. Da ich noch etwas Geld übrig hatte, beschloss ich am Kickelhahn noch einmal einzukehren. Das Wetter war eisig. Die Hunde durften nochmal mit ins Warme und ich ließ mir eine deftige Linsensuppe schmecken. Gegen Eins erreichten wir das Auto.

Erst daheim am PC recherchierte ich die Strecke nach und stellte fest, das wir an den ersten beiden Tagen je 50+ Kilometer zurück gelegt hatten. Es war ein Wahnsinnserlebnis auch mal allein unterwegs zu sein und sich so ganz ohne Track zu orientieren. 

TRACK (so in etwa zumindest)

 
Alex

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Kommentare: 5
  • #1

    Lukas Sommer (Freitag, 21 April 2017 00:07)

    Richtig Geil der Bertrag und vorallen die Tour als solche!!!

  • #2

    Holger (Freitag, 21 April 2017 07:13)

    Toller Bericht

    Zur Orientierung sag ich jetzt mal nichts �

  • #3

    Beate Blank (Freitag, 21 April 2017 10:15)

    Toller Bericht Alex, super geile Bilder und danke das du uns dran teilhaben lässt!

  • #4

    Jenny (Freitag, 21 April 2017 10:31)

    Jo, ich stimme Lukas zu! Artikel super geschrieben... und die Tour und deine Scjilderungen animieren zum Nachmachen!

  • #5

    Caro (Freitag, 21 April 2017 11:41)

    Wieso Holger!?
    Er ist doch in der geplanten Zeit wieder am Ausgangspunkt angekommen und das mit nur 5 Kilometern zusätzlich OHNE Handy und Karte. Orientierung an markanten Punkten etc.pp. wie bei euch gelernt. Find ich ganz schön gut!
    :-P