2. Tüten verhüten...

 6. Mai 2012

 

Etappe 2: Pfaffendorf - Löbau

 

Es ist der 6. Mai 2012. Die Etappe des zweiten Tages wird uns von kurz nach Pfaffendorf bis kurz vor Löbau führen. Aber das wussten wir noch nicht als wir am Morgen aus unserem Zelt auf die nasse Wiese plumpsten. Der Himmel zeigte sich in einem fröhlichen Grau und der Sinn stand uns eher nicht nach einem gemütlichen Frühstück. Wir beschlossen unsere Sachen zusammen zupacken und die erste Mahlzeit des Tages in eine einige Kilometer entfernte Hütte zu verlagern. Maxl kommentierte den Aufbruch wie immer lautstark und Jasper stimmte ein, bevor ihr Geräuschpegel in leiseres aber nervtötend konstantes Rüdenliebesgesäusel (Boscaille war ja immer noch in der Standhitze..) abebbte. Wir folgten dem "Wanderweg der Deutschen Einheit" (WDE). 

Vor Friedersdorf erreichten wir die Schutzhütte, kochten uns einen Melissentee, den wir von unserem fürsorglichen Gastgeber am Vorabend erhalten hatten, und frühstückten erst mal ausgiebig. Nachdem wir dann auch die Jungs irgendwo vor der Hütte um die Ecke angebunden hatten, ohne Sichtkontakt zu Boscaille, verlief die Pause recht entspannt.

Ihr fragt euch sicherlich wie wir das in der Nacht gemacht haben, so richtig wettertauglich ist ja eigentlich nur der Maxl. Mit seinem top wasserabweisenden Harzerfuchslangstockhütehundewunderhaar, trotzt er jeglicher Witterung, hat dabei allerdings das nette Feature, Bodenproben des gesamten Tages mit sich zu führen - bei nassem Wetter also absolut innenzeltuntauglich. Bei Lagotto Jasper schaut das ganze etwas anders aus. Die Löckchen, kurz vor dem Start noch zu einer schnittigen Kurzhaarfrisur gestutzt, weichen einfach durch, er friert schnell weil er keine Unterwolle besitzt. Er ist dem launischen Wetter physisch einfach nicht gewachsen. Hund drei, Boscaille, ist dem Wetter eher psychisch nicht gewachsen - doch was heißt dem Wetter...  Für Madame ist ein Aufenthalt (liegend) jenseits weicher Kissen und Decken eine Zumutung, ja eigentlich sogar schon tierschutzrelevant. Prinzessin auf der Erbse (Sobald sie auf ihren vier Pfoten steht ist sie +brigens dann das komplette Gegenteil: "Los wirf den Ball! Ich hab mir zwar grad ein handtellergroßes Loch in die Flanke gerissen, aber egal! Ist nur ein Kratzer! Wirf!" - zwei Seelen in der Malinettenbrust). Andere Malibesitzer werden jetzt wahrscheinlich verständnissinnig mit dem Kopf nicken. Das Vieh hat mich da auch einfach in der Hand, ich kann sie einfach nicht draußen schlafen lassen.

Was also tun mit zwei intakten Rüden und einer standhitzigen Hündin auf vier Quadratmetern Zelt, wobei zusätzlich noch die Platzverteilung beachtet werden muss: Jasper und Boscaille aus oben genannten Gründen im Innenzelt,  Maxl im Vorzelt.

Unsere Lösung des Problems bestand aus geschicktem Raummanagement und einer Fleecedecke. Maxl wurde im Vorzelt so angepflockt dass er den Eingang zum Innenzelt nicht erreichen und bearbeiten konnte. Jasper hingegen, sobald es Schlafenszeit war, einfach in die Fleecedecke gewickelt und alle vier Enden oben am Hals verknotet. Alle potenziell gefährlichen Teile, die im Projekt "Malottis zeugen" zielführend gewesen wären, waren somit sauber verpackt, ihm war warm und er konnte im Innenzelt einfach praktisch in irgendeine freie Ecke geräumt werden. Den ganzen Tag fiepen und zerren führten eh dazu, dass er, kaum im Sack, auch schon schlief wie ein Toter. Aber zurück zu unserem nassen Frühstück...

In der Schutzhütte sitzend, zogen wir unsere Karte zu Rate. Da die das Städtchen Löbau am äußersten westlichen Rand stehen hatte, orientierten wir uns gezwungenermaßen auch in diese Richtung. Wir mussten uns im Ort dringend eine Anschlusskarte besorgen, ansonsten bestand die Gefahr über den äußeren Kartenrand zu kippen und wer weiß wo zu landen.... nee, nee das Risiko wollten wir nicht eingehen. Der WDE - Wanderweg führte uns durch den Nonnenwald, am Spitzberg vorbei nach Sohland am Rotstein. Da es noch immer regnete, verlegten wir unsere Mittagspause in ein Bushäuschen. Die Anwohner guckten nicht schlecht als wir unseren Kocher auspackten um uns einen Tee zu zubereiten. 

Kurz vor Löbau war in einem Landschaftsschutzgebiet eine Schutzhütte eingezeichnet. Der Himmel erweckte nicht den Eindruck, dass es demnächst mit regnen aufhören würde. Damit stand das Tagesziel fest. Ein Extradach über dem Kopf ist pures Gold wert. Wir stapften los. Das ungewohnt schwere Gepäck drückte schon bald auf die Schultern. Wir verfransten uns einmal und gerieten dadurch kurz vor dem Ziel nochmal in einen kräftigen Regenschauer. Umso mehr freuten wir uns auf die Schutzhütte! Als wir endlich den Wandererrastplatz erreichten fehlte von einer Schutzhütte jede Spur. Lediglich ein kleiner Verschlag im Bushäuschenstyle stand windschief auf der kleinen Wiese herum. "Na toll" dachten da die durchnässten Wanderer und Hunde. Immerhin konnte man nebeneinander im Trockenen sitzen. Ohne Hunde. Die standen im Regen und sahen alles andere als amused aus. Wir bauten das Zelt auf. Halbwegs im Trockenen kochten wir unser Abendessen. Es gab Nudeln mit Maggitütensuppe. Tolles leichtes, schnelles Trailessen und durch Wahl verschiedener Tütensuppengeschmacksrichtungen auch total abwechslungsreich... soll später allerdings noch traurige Berühmtheit erlangen.

Wir spachtelten das Essen in uns rein und nix wie ab ins Zelt. Das Hüttchen diente dem Maxl als Schlafplatz und unsere Rucksackregenabdeckungen versuchten auch ein wenig zu trocknen.

Die Muskeln taten weh, die Druckstellen vom Rucksack meldeten sich zu Wort. Die Wanderhosen hatten uns beiden einen ordentlichen Wolf beschert, der jetzt im Schlafsack so richtig anfing zu brennen. Aua. Auf den Isomatten eine bequeme Position zu finden war schier ein Ding der Unmöglichkeit. Zur Ablenkung holten wir unser Buch hervor, Maxi zog das kürzere Streichholz und las Kapitel eins vom Herrn der Ringe "Über Hobbits". Das half. Die Müdigkeit  kam.

 

Also dann - Gute Nacht!

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Kommentare: 2
  • #1

    Maria (Samstag, 19 August 2017 09:08)

    So amüsant geschrieben...der jasper in der fleecedecke, ich hatte lachtränen in den Augen.

    Und es juckt mich unheimlich in den Fingern, auch einfach mal draufloszumaschieren...wenn ich dann das nächste mal, irgendwann...nen Monat oder besser noch länger am Stück Zeit habe...

  • #2

    Morris und die Fellnasen (Mittwoch, 23 August 2017 22:38)

    Wie immer sehr schön zu lesen. Wo war der obligatorische Wein an diesem Abend? Und die Kerze fehlte auch. ich dachte, das ist ein muss bei euch.

    Freue mich auf die Fortsetzung.

    Grüße aus Erfurt.

    Morris und Team