3. Shoppen in Löbau und durchs Tschechische zu den Sandsteinen

7. Mai 2012

 

Etappe 3: Löbau - Neusalza-Spremberg

 

Der Montag startete genauso feucht wie der Abend geendet hatte. Wir hatten ausgeschlafen, packten die nassen Sachen zusammen, hievten uns ächzend die schweren Rucksäcke auf die Schultern und zogen gen Löbau. Dort gab es erstmal einen Kaffee vom Bäcker - Himmel war der gut! Wir besorgten uns eine neue Karte und stellten fest, dass wir in den nächsten Tagen recht dünn besiedeltes Gebiet durchqueren würden. Also nochmal einkaufen und Vorräte aufstocken. Es war bereits früher Nachmittag als wir uns auf die Socken Richtung tschechische Grenze machten.  

Wir hatten uns eine Hütte als Pausenstelle auserkoren, die wir mit Blick auf die Zeit jedoch schnell zum Tagesziel umdeklarierten. Das Wetter wurde besser. Unser Weg führte uns an diesem Tag fast ausschließlich durch Ortschaften. Wir waren genervt. Bei den Hunden gabs auch keine Veränderungen, die Bo in Standhitze und die Rüden kurz davor überzuschnappen. Wir waren genervt. Wir erreichten die Hütte. Die Hütte war unter aller Sau. Wir waren genervt.

Frustriert beschlossen wir noch weiter bis Neusalza-Spremberg zu gehen. Dort sollte es etwas außerhalb ebenfalls eine Hütte geben. Wir wussten schon nicht mehr wie wir die Schnallen am Rucksack noch verstellen sollten um Druck- und Scheuerstellen zu entlasten. Die ersten Tage mit schwerem Rucksack sind immer die Schlimmsten.

Zum Abend klarte der Himmel dann immer weiter auf und nach einem letzten steilen Anstieg erreichten wir die Schutzhütte auf dem Schmiedeberg und wurden endlich belohnt! Ein schöner Rastplatz mit einem tollen Ausblick auf die Ausläufer der Böhmischen Schweiz. Endlich Rucksäcke absetzen und Schuhe ausziehen! Ein Gefühl wie fliegen. Wir schlugen das Zelt auf damit es in der Abendsonne noch ein wenig abtrocknen konnte und genossen bei Essen, Buch und Bier den Abend.

In dieser Nacht hatten wir keine Probleme eine geeignete Schlafposition zu finden. Wir schliefen wie die Steine und erwachten am nächsten Morgen extrem gut erholt!

 

 


8. Mai 2012

 

Etappe 4: Neusalza Spremberg - Brtniký (CZ)

 

Das war auch gut so schließlich wollten wir heute Tschechien durchqueren! Ok vielleicht nicht ganz Tschechien sondern lediglich diesen Wurmfortsatz, der zwischen Zittauer Gebirge und Elbsandsteingebirge nach Deutschland hereinragt. Beim Durchqueren von Neusalza Spremberg gönnten wir uns noch einen Kaffee vom Bäcker. Die Rüden quäkten den Marktplatz zusammen, weil ich ihnen immer noch die Boscaille vorenthielt (Standhitze Tag 6). Solang wir in Bewegung waren, ging es einigermaßen, blieben wir stehen, absolute Katastrophe. Eine Frau brüllte uns aus einem Fenster zu sie würde jetzt den Tierschutz rufen... peinlich. Meine Erklärungsversuche gingen leider im Gekläffe unter. Die Welt für Rüden ist ja soooo ungerecht. 

Der Tag wurde warm. Vom Löwenzahn gelbe Felder wechselten mit schattige Waldwegen. Über den Jüttelsberg erreichten wir Königswalde, wo wir den Weg verloren und uns durchfragen mussten. Ein netter Tscheche ließ es sich nicht nehmen uns bis zum Wanderweg zu begleiten und uns dabei noch stolz eine kleine Kapelle zu zeigen, die er mit anderen Anwohnern gebaut hatte. 

Die Sonne sank tiefer und die Kilometer liefen sich immer zäher weg. Unsere Wasservorräte neigten sich dem Ende entgegen. Wir freuten uns schon den ganzen Tag auf ein gutes tschechisches Bier in einem Gasthaus und einem leckeren Essen. Jetzt gegen Abend wurde dieser Wunsch übermächtig. In der Ortschaft Brtniký sollte es laut Karte drei Kneipen geben. Juhu! Da sollte doch etwas für uns dabei sein. In Gedanken bereits in einer gemütlichen Gastwirtschaft sitzend, schwebten wir förmlich bergab dem Ziel entgegen. Der Ort empfing uns mit Retrocharme. Wir überquerten eine komplett verrostete Bahnanlage, keine Ahnung wann dort das letzte Mal ein Zug gefahren ist,  und mussten feststellen, dass Kneipe Nummer eins mindestens ebenso lang außer Betrieb war... 

Ok zwei Versuche hatten wir ja noch, dachten wir optimistisch. Um Gasthof zwei zu erreichen, mussten wir vom Weg abweichen und eine Straße hinauf. Ok egal die paar Meter machen den Kohl jetzt auch nicht mehr fett.  Eine viertel Stunde später standen wir jedoch unverrichteter Dinge wieder auf der Ausgangsroute. Auch diese Einkehrmöglichkeit hatte geschlossen und würde in der nächsten Zeit auch nicht mehr seine Pforten für hungrige Wanderer öffnen. Verzweiflung machte sich langsam aber sicher in uns breit. Wir waren in einer Geisterstadt gelandet. Vor uns rollten die Westernstadt Wüstenrollbüsche über die Hauptstraße und im Hintergrund erklang das Theme aus dem Film "Spiel mir das Lied vom Tod". Das waren aber vielleicht auch schon hunger und durstinduzierte optische und akustische Halluzinationen.  Wir kamen zur letzten Gaststätte und es kam wie es kommen musste - natürlich hatte auch Gasthaus Nummer drei geschlossen. Vollkommen deprimiert und demotiviert hielten wir eine Krisensitzung ab und zogen die Karte zu Rate. Und dort, circa 4 Kilometer von unserem Standort entfernt, war ein rotes Weinglas auf der Karte eingezeichnet (zur Erklärung: schwarzes Weinglas = Einkehrmöglichkeit, rotes Weinglas = Einkehrmöglichkeit mit Übernachtung). Vier Kilometer! Wir jammerten noch ein bisschen herum, doch es nützte ja nix und machten uns auf den Weg. Zum Zeitvertreib blödelten wir uns leicht fatalistische Geschichten über zwei Wanderinnen zusammen, die im Gastroparadies Tschechien als verschrumpelte Skelette irgendwo am Wegesrand gefunden worden waren. Überschrift: Gestrandet in Brtniký  oder so....

Aber wir hatten Glück und irgendeine Wandergottheit war uns doch noch hold.

Das Gasthaus hatte geöffnet und wir bestellten uns die Karte einmal rauf und runter. Kaltes Bier, Knobisuppe vom Feinsten und einen Hauptgang mit diversen Knödeln und Wild aus den umgebenden Wäldern. ein Traum!

Die Rüden hatten wir außer Sicht um die Ecke im Vorgarten angebunden, wo sie endlich einmal entspannen konnten. Sie schliefen den Schlaf der Gerechten, während wir schlemmten. Ein Radlfahrer aus dem nahen Sohland gab uns dann auch noch einen Slibowitze aus und subventionierte unser Abendbrot mit einem Zehner. Er fand toll was wir so vorhatten... und  wir zu diesem Zeitpunkt auch wieder.

Für 11 Euro satt und zufrieden suchten wir uns wenige hundert Meter weiter einen Platz für unser Zelt und fanden ihn in einem kleinen Birkenhain mit superweichem Grasboden. Ein absoluter Traumplatz. Doch gerade wenn alles perfekt erscheint, passiert irgendetwas Dummes. Maxl, total im Triebstau, beschloss plötzlich einmal durch die Zeltwand zu marschieren, um zu Boscaille zu gelangen. Diesen Versuch konnte ich zwar vereiteln und somit unser Zelt retten, doch der Preis war eine blutige Hand. 

Im Affekt hatte Maxl rumgelangt und mir ordentlich in die rechte Hand getackert. Nachdem wir diese Episode ausdiskutiert hatten stand Wundversorgung auf dem Programm. Erstmal bluten lassen, um die Wunde zu reinigen, dann mit Jod desinfizieren. Dann noch ne Ibo als Schmerzmittel und Entzündungshemmer . Die ersten Teile der Notfallapotheke gingen für den Verband drauf.

 

In diese Nacht begleitete ein unangenehmes Puckern in der Hand meinen Schlaf. Ich hoffte das sich der Mist nicht entzünden würde und das dieser Irrsinn mit der Hitze bald aufhören würde.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0